Meine Sizilienreise im Herbst 2020

Corona hat in diesem Jahr die Welt fest im Griff. Italien hat es besonders hart getroffen, wobei Sizilien noch relativ gut weggekommen ist. Im September 2020 ist die Situation mit Covid19 entspannter und schon wird wieder Urlaub in Sizilien gebucht. Auch ich beschließe, nachdem ich mich auf offiziellen Internetseiten über wichtige Zahlen und Regeln in Sizilien informiert habe, die Reise auf die Insel zu wagen und neue Villen und Ferienwohnungen anzuschauen. Am Abend des 21. Oktober sitze ich etwas müde von der langen Fahrt durch Deutschland, die Schweiz und Norditalien in meinem Wagen am Hafen in Genua und warte auf die Fähre der Grandi navi veloci. In der einfachen, kleinen Bar „Bibi“ am Parkplatz vor der Anlegestelle bestelle ich ein frisch gezapftes Bier und genieße die großzügige Gratisportion Chips und Erdnüsse, die der barista mir lächelnd nach draußen bringt. Es ist noch sehr mild, so dass ich an einem kleinen, wackeligen Tisch am Bareingang im Freien sitzen kann. 
Erstaunt bemerke ich, dass man im Freien sogar hier im Hafen Gesichtsmasken trägt. Wer hätte gedacht, dass sich die Italiener so streng an die Maskenpflicht in Freien halten, wo sie sich doch sonst so gerne über Regeln hinwegsetzen.
Mit mir warten noch etwa 60 Pkw und Wohnmobile auf die Ankunft der Fähre - eine recht überschaubare Menge - dafür aber eine sehr große Anzahl von voll beladenen Lkw und unzählige Aufleger. Endlich um 23:30 Uhr ist das Schiff fertig beladen und legt ab. Auf Deck geht alles streng nach Corona-Regeln zu, fast alle Bars und Restaurants sind geschlossen, es herrscht strikte Maskenpflicht, im einzigen offenen Restaurant darf nur die Hälfte der Plätze belegt werden. Die Überfahrt ist ruhig und das Schiff kommt am folgenden Abend in Palermo mit Verspätung an - wie immer.

Meine Arbeit beginnt am nächsten Tag. In Torregrotta, einem Vorort von Milazzo, zeigt mir eine Rechtsanwältin aus Messina ihr Ferienhaus - eine sehr gepflegte, modern eingerichtete Doppelhaushälfte mit großem Garten direkt am Sandstrand, optimal geeignet für Urlauber, die gerne ruhig direkt am Meer wohnen.

Villa Cala Marina direkt am Meer

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Ferienvilla in Torregrotta am Sandstrand

Bei schönstem Sonnenschein nehme ich am Sonntagmorgen eine meiner Lieblingsstrecken von Tindari über Novara di Sicilia und Francavilla, um an die Ostküste Siziliens zu gelangen. Den einzigen Wermutstropfen bilden die verrückten Biker, die mich waghalsig und lebensmüde auf der kurvenreichen, engen Straße in Gruppen überholen und – noch schlimmer – mir auf meiner Seite entgegenkommen. Ich überlebe auch das.

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Novara di Sicilia bei nicht ganz so gutem Wetter

An der Ostküste schlage ich mein Quartier wie schon so oft bei Zora und Franz, einem Schweizer Paar in dem Palazzo Pozzillo auf, der einen einzigartigen Standort direkt am Meer mit Blick auf Taormina hat. Hier warten große, komfortable und mit sizilianischen, antiken Möbeln eingerichtete Zimmer, riesige Terrassen und vor allem ein von Franz mit Liebe zubereitetes wunderbares Abendessen auf die Gäste. Bei Zora und Franz fühlt sich jeder Gast wohl.
In der Nacht fällen ein paar Regentropfen, die am Ätna als Schnee vom Himmel fallen.

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Erster Schnee am Etna
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Fischerboote frühmorgens auf dem Meer vor dem Palazzo in Pozzillo

Dass Sizilien ein großes Problem mit dem Müll hat, ist kein Geheimnis. Inzwischen haben es einige Kommunen besser im Griff, auf dem Land jedoch sind die Straßenränder vor allem auf dem Land immer noch gnadenlos zugemüllt. Hier hört mein Verständnis für die Sizilianer auf. Sinn für Umwelt, Natur und Klima fehlt gänzlich bei vielen. Sizilianer gehen keinen Meter zu Fuß, sie fahren mit dem Auto bis an die Theke ihrer Lieblingsbar, trinken bei laufendem Motor ihren caffè und telefonieren ununterbrochen mit ihrem telefonino – dem wichtigsten Gerät überhaupt. Ich gestehe, es ist etwas übertrieben, aber wirklich nur ein wenig. Trotzdem mag ich die Sizilianer, sie mögen mir verzeihen.....

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kaputte Bank und Müll auf einem Spielplatz
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welches Kind möchte gerne hier spielen?

In Pozzillo verabschiede ich mich schweren Herzens von Zora, Franz und dem guten Abendessen und fahre nach Plemmirio, eine Gegend südlich von Siracusa die sogenannte „Murro di Porco“, um die Luxusvilla Maddalena anzuschauen. Ein tolles Ferienhaus mit Dependance, riesigem Garten und einzigartig angelegtem Pool, etwa 200 Meter vom Meer entfernt.

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Grosses Anwesen wenige Meter vom Meer entfernt - Villa Maddalena

Da ich von Kunden immer wieder nach Wandermöglichkeiten gefragt werde, suche ich nach der Hausbesichtigung an der „murro di Porco“ einen sentiero – sprich Wanderweg.  Leider finde ich dort zwar keine markierte Wege, aber da die Gegend flach und überschaubar ist, kann man ohne weiteres bequem am Meer entlang vom ersten Leuchtturm im Süden bis zu dem zweiten Leuchtturm laufen. Wer sich mehr zutraut, kann sogar bis nach Siracusa wandern.

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Murro di porco vor Siracusa
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Blick auf Siracusa mit Ätna im Hintergrund
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Fischer vor Siracusa
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traumhafte Küste an der murrt di porco

Wenn ich in dieser Gegend bin, freue ich mich wie ein König auf das Frühstück bei La Bruna, einer Bar an der Piazza Umberto Primo, wo es meiner Meinung nach die besten cornetti mit Marzipan von ganz Sizilien gibt. Das Problem ist nur, dass ich mich nicht zwischen dem cornetto und der Mandelgranita entscheiden kann und immer beides mit einem frischen brioche esse. Nach Sizilien muss ich mir deshalb immer vornehmen, mindestens 5 Kilo abzunehmen.

 

Nun gut. Arbeit macht ja auch schlank und deshalb schaue ich mir mittags eins der schönsten Ferienhäuser in dieser Gegend, die Casa degli aranci an. Schon die vielen vollhängenden Orangenbäume an der Grundstücksmauer machen dem Namen der Villa Ehre. Das Ferienhaus selbst gefällt mir sehr gut, ein Paradies für Familien mit Kindern oder Freunde, die miteienander Urlaub verbringen möchten.

Hier geht's zum Ferienhaus Casa degli aranci in Avola

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Casa degli aranci in Avola

Nachmittags suche ich verzweifelt mit Navi, GPS-Daten sowie telefonischer Unterstützung des „Key-Holders“ zwei Ferienwohnungen bei Noto, die sich in einer Contrada s.n. (ohne Nummer) befinden. Erfahrungsgemäß ist bei einer solchen Adressangabe immer Vorsicht geboten, da eine Contrada eine „Gegend“ ist und nicht nur eine Straße. Zudem wurden gerade in dieser Gegend sehr viele neue Straßen und Kreisel angelegt. Da der „Key-Holder“ mit dem Fahrrad bei dem Haus wartet, kann er mich auch nicht an einem Treffpunkt abholen. Das ist mir noch nie passiert, aber nach Stunden gebe ich bei hereinbrechender Dunkelheit auf, das Haus noch zu finden.

Als Entschädigung erwartet mich am nächsten Morgen in Marina di Modica ein tolles, modernes Ferienhaus am Meer, ganz in weiß, direkt am Meer – ich bin hellauf begeistert.

Hier geht's zur Traumvilla Blumarin in Marina di Modica

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Villa Blumarin - ein Traum!

Die letzten Tage verbringe ich in Marina di Ragusa und in Montalegro. In Marina di Ragusa genieße ich wie immer die frischen Produkte des Caffe delle Rose an der Piazza. Auch hier gibt es strenge Regeln zur Covid-Bekämpfung. Mal schnell im Gedränge an der Theke ein dolci essen und einen Capuccio trinken, ist untersagt. Aber an den kleinen Tischen im Freien mit großem Abstand bei herrlichstem Wetter kann man auch ein granita verspeisen.

Da sich inzwischen die Situation mit dem Virus auch in Sizilien verschlechtert und von der italienischen Regierung weitere Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie beschlossen werden, entscheide ich, meine geplanten Besichtigungstermine abzusagen, einen Covid-Test machen zu lassen und die Heimreise anzutreten. Nicht ohne aber vorher noch meinem Lieblingsbäcker in Palermo eine Stippvisite abzustatten. Er bäckt die besten Olivenbrötchen von ganz Palermo - behaupte ich, wobei ich nicht so viele Bäckereien in Palermo kenne. Es ist die kleine Bäckerei I Frutti del Grano di Teresa Corallo in der Via Messina Marine 613 in Palermo. Dort wird noch nach alten, bewährten sizilianischen Rezepten gebacken - einfach und unglaublich gut. Das beweisen auch die vielen Kunden, die jetzt in der Corona-Zeit mit Abstand geduldig in einer langen Schlange vor der Bäckerei warten.

Was bleibt ist die Hoffnung, dass wir bald wieder reisen und Sizilien unbeschwert mit allen Schönheiten, kulturellen Highlights und tollen Ferienvillen besuchen können.

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