Am nächsten Morgen breche ich wieder auf nach Cefalù, Entfernung von San Giorgio aus etwa eine Stunde. Da ich lieber am Meer statt auf der Autobahn fahre, plane ich etwas mehr Zeit ein und nehme die kurvenreiche Straße Richtung Capo d`Orlando. Die hinter mir fahrenden Sizilianer scheinen nicht so viel Zeit zu haben wie ich. Sie missachten konsequent sämtliche Geschwindigkeitsbegrenzungen, auch der dicke weiße, durchgehende Strich scheint für sie unsichtbar zu sein. Erschreckend ist, dass es kaum Sizilianer gibt, die während der Autofahrt nicht ihr Handy bedienen. Das Handy ist überhaupt das wichtigste Gerät in Sizilien. Egal ob im Restaurant, im Auto, am Strand – überall ist es dabei – wirklich überall. Ähnlich ist es mit dem Fernseher – er läuft auch überall und immer.
Hinter Cefalù stelle ich fest, dass mir die Zeit davonläuft und ich beschließe, doch die Autobahn zu nehmen. Nun ist es in Sizilien nicht so, dass jede Ortschaft eine Zu- und Ausfahrt zur Autobahn hat. Ich fahre etliche Kilometer, bis ich endlich das nächste Autobahnschild sehe. Ich komme an einen neu gebauten Kreisel mit vier Abbiegemöglichkeiten, alles ist ausgeschildert, nicht aber die Autobahn. Ich nehme eine Straße, die den Berg hinauf führt, denn die Autobahn muss oben sein. Unterwegs kommen mir Zweifel. Ich frage ein paar Straßenarbeiter entgegen meines Vorsatzes, nie einen Sizilianer nach dem Weg zu fragen. Einer reißt die Hände hoch, als ob er für mich bitten wollte, richtig nett! Die anderen zucken mit den Schultern, betrachten mich recht neugierig, haben wohl noch nie etwas von einer Autobahn gehört. Und überhaupt, was macht diese donna in Sicilia? Einer sagt unsicher was von „scendere“, ein anderer spricht von „salire“. Inzwischen bin ich ungeduldig, gestresst und immer mehr in Zeitnot, fluche wie ein Rohrspatz, drehe und fahre wieder den Berg runter. Ich komme an einen zweiten, ebenfalls neu erstellen Kreisel (Sizilianer bauen gerne Kreisel, mit den Schildern haben sie es aber nicht so), die Schilder zeigen vier Abbiegemöglichkeiten an, es gibt aber tatsächlich nur zwei – die anderen sind wahrscheinlich noch in den sizilianischen Köpfen. Ich nehme eine Abbiegemöglichkeit und es ist die Richtige. Uffa!
Zu meiner Villa in Cefalù komme ich mit halbstündiger Verspätung. Aber glücklicherweise hat die Hausmeisterin auch ein Handy und ich kann ihr Bescheid geben. Mich erwarten zwei wunderschöne, moderne, bestens ausgestattete Luxusvillen mit riesigem, sehr gepflegtem grünem Rasen und direktem Zugang zum Meer. Ein idealer Ausgangspunkt, um einen ruhigen Urlaub mit allem Komfort zu verbringen und dennoch berühmte Kirchen und Bauwerke in Cefalù, Palermo und Umgebung zu sehen. Leider wird seit 2022 die Villa Hera nicht mehr vermietet.
Villa Nettuno am Meer bei Cefalù